Für Wissenschaftlichkeit und Kinderrechte

Stellungnahme zum Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“

Führende Fachorganisationen der Kindheitspädagogik nehmen Stellung und kritisieren den
Aufruf von Prof. Dr. Veronika Verbeek, der die Kita-Pädagogik pauschal infrage stellt. Ihre
Argumente sind fachlich verkürzt und teils auch falsch dargestellt, was zu Verunsicherung
und Widerstand in der Praxis und bei Eltern führt. Die Unterzeichner:innen der
Stellungnahme betonen, dass die formulierten Aussagen wissenschaftlich nicht haltbar sind
und eine auf demokratischen Grundwerten basierende Pädagogik infrage stellen.
Heutige Kita-Pädagogik basiert auf Kinderrechten, gesetzlichen Vorgaben,
landesspezifischen Bildungsprogrammen und Leitbildern der Träger. Empirische Studien
zeigen, dass qualitativ hochwertige Kita-Pädagogik die Entwicklung der Kinder fördert,
insbesondere durch Selbstständigkeit, Verantwortung und ästhetische Bildung.

Kritikpunkte des Aufrufs und ihre Widerlegung

  1. Krippenbesuch: Die Behauptung, ein Krippenbesuch schade dem Kindeswohl, entbehrt
    in dieser Verallgemeinerung wissenschaftlicher Grundlage. Studien zeigen, dass
    qualitativ hochwertige Betreuung wichtige Entwicklungsimpulse bieten kann, z.B. durch
    Peer-Kontakte und die Zusammenarbeit zwischen Familien und Institution.
  2. Selbstbildungsansatz: Der Selbstbildungsansatz wird oft missverstanden, indem
    behauptet wird, Kinder agierten ausschließlich interessengeleitet und ohne Grenzen oder
    Anleitung durch Erwachsene. Diese Darstellung ignoriert die wissenschaftlich fundierte
    Perspektive des Konzepts. Studien belegen, dass kindorientierte Ansätze wie der
    Selbstbildungsansatz positive EƯekte auf die langfristige Lernregulation und -motivation
    zeigen. Dabei sind qualifizierte Fachkräfte entscheidend, um durch klare und stabile
    Rahmenbedingungen und passende Unterstützung Bildungsprozesse zu begleiten und
    anzuregen.
  3. Partizipation: Die Annahme, Partizipation überfordere Kinder und entmachte
    Erwachsene, wird von Prof. Dr. Verbeek falsch dargestellt. Kinder sind von Anfang an in
    der Lage, ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu äußern. Partizipation ist ein Kinderrecht.
    Erwachsene setzen den Rahmen für gelingende Partizipation. Kitas, welche eine hohe
    Qualität leben, setzen Partizipation sehr verantwortungsvoll und entwicklungsgerecht
    um. Partizipation ist ein grundlegender Bestandteil von Bildung, der Kinderrechte achtet
    und demokratische Werte fördert.
  4. Stärkenorientierung: Die Unterstellung, Fachkräfte würden AuƯälligkeiten bei Kindern
    ignorieren, ist gegenüber dem Großteil des Kita-Personals, eine haltlose Unterstellung.
    Stattdessen betonen wir hier die hohe Verantwortung und Kompetenz des Personals, das
    seit Jahren gezielt Entwicklungsunterstützung leistet und sich an vielen Stellen für eine
    gelingende Inklusion einsetzt.

Fazit
Der Aufruf stellt die Kita-Pädagogik und das pädagogische Handeln der Fachkräfte pauschal
und unbegründet negativ dar, basierend auf nicht belegten Unterstellungen. Während
Qualitätsentwicklung stets ein Ziel bleibt, widersprechen die formulierten Aussagen der
Forschung, werden der Vielfalt und den Anstrengungen der Praxis nicht gerecht und verzerren
den fachlichen Diskurs.
Für eine vertiefte Analyse lesen Sie bitte die ausführliche Stellungnahme mit evidenzbasierter
Literatur.

Als Bundesnetzwerk möchten wir Sie in Ihrer Arbeit in der Fortbildung und Beratung von Kindertagesstätten unterstützen. Sie finden finden im Folgenden zum einen die ausführliche Stellungnahme der vier Fachverbände, eine allgemeine Kurzfassung sowie Kurzfassungen mit unterschiedlichen Adressat:innen:

  • für Menschen, die in der Fortbildung und Beratung tätig sind
  • für Eltern
  • für Trägervertreter:innen

Leiten Sie die Dokumente gerne an Stellen weiter, von denen Sie denken, dass sie dort unterstützend wirken können.

Wenn Sie weitere Fragen im Kontext dieser Stellungnahme haben, schreiben Sie uns gerne: info[at]das-bundesnetzwerk.de

(Aktualisiert am 23.02.2025)